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Oetztal-Classic-Rallye 2006

Liebe Rallyefreunde!

Wenn ich so lenk und denk an nichts...

Diesen Spruch von Phillip Waldeck konnten wir dieses Wochenende bei der 8. Ötztal-Classic, dem 4. Lauf zur Staatsmeisterschaft 2006, nicht unbedingt anwenden.

 

Die Rallye hat über eineinhalb Tage unsere vollste Konzentration gefordert, Alpenpässe bis 2.500m, Bergstrassen bis ins ewige Eis (und neuem Schnee) auf 2.800m und Kurven, Kurven, Kurven...

 

Doch der Reihe nach. Eigentlich hatten wir geplant am Freitag locker gegen 13:00 Uhr Wien in Richtung Sölden zu verlassen. Doch je näher der Freitag rückte, umso nervöser wurde ich, vor allem beim Hören des Ö3-Verkehrsdienstes (täglich Stau und Unfälle im Inntal). So haben wir uns am Donnerstag kurzfristig entschlossen den Freitag frei zu nehmen und schon am Morgen ins heilige Land aufzubrechen. Nun, die Entscheidung war goldrichtig. Wir haben trotzdem rund 6 Stunden gebraucht, sind aber schon am frühen Nachmittag in Sölden angekommen und konnten am Samstag ausgeruht starten.

 

Samstag, 05.08.2006

 

Rund 50 Teilnehmer, bunt gemischt vom 1924er Bentley bis zum 2005er Morgan Roadster, haben für dieses Event genannt. Bei etwas trüben Wetter ging es über eine schöne Rampe bei der Talstation der Gaislachkogelbahn zur Sache, na ja, für die meisten Teilnehmer jedenfalls. Aufgabe war es zur vollen oder halben Minute genau auf die Hundertstelsekunde durch den gut sichtbaren Lichtschranken zu fahren.

 

Ich kann nur sagen, es haben sich Tragödien abgespielt. Ein Dreißig-Sekunden-Start erfordert Disziplin aller Teilnehmer. Allerdings ist es für den Veranstalter schwierig, Disziplin von völlig Ahnungslosen zu verlangen. Ohne jemand näher treten zu wollen, aber ein Roadbook (übrigens perfekt gemacht) ist halt zum Lesen und Orientieren da und nicht als Zierde für die Hutablage gedacht. Um es kurz zu machen - der eine oder andere "Teilnehmer" hat das Bad in der Menge genossen und ist irgendwann weggefahren, was naturgemäß mit einer massiven Behinderung des nachfolgenden Teilnehmers Hand in Hand geht. So hat das eine oder andere Team schon am Start mehrere Sekunden verloren. Die Zeitnehmung lag aber Gott sei Dank in den bewährten Händen Herrn Eders - so konnten die schlimmsten Probleme amikahl und zur Zufriedenheit aller gelöst werden. Übrigens ging der Kelch an uns diesmal vorbei - normalerweise schreien wir bei einem solchen Problem sofort hier (wie letztes Jahr bei der Laxenburg-Classic).

 

Die erste Sonderprüfung führte uns hinauf auf das Timmelsjoch, in 2.509m Seehöhe. Die erste Lichtschranke war gut sichtbar 500m (!) nach der gelben Tafel montiert - auf einer schnurgeraden Strasse. Die Crux an der Sache war für uns nur die, dass es vor der gelben Tafel zu massiven Verkehrsproblemen durch übermotivierte Rallyeteilnehmer gekommen ist, kurz, wir mussten uns durch die Menge kämpfen. Alles kein Problem, die Lichtschranke war ja, wie gesagt, sehr gut sichtbar, aber........ 500m können verdammt lang sein. Vor allem, wenn die Strasse zwar schnurgerade aber recht heftig bergauf führt. Nun, mir ist leider trotz perfektem Einzählen durch Manuela, die Zeit ausgegangen - ich habe es nicht rechtzeitig zum Lichtschranken geschafft. Dieser Fehler sollte sich aber später als gar nicht so dramatisch herausstellen. Ziel der Sonderprüfung war dann das Timmelsjoch. Danach ging es auf einer wunderschönen Hochalpenstrasse hinab nach Italien, rauf auf den Jaufenpass und wieder hinunter nach Sterzing, wo ein wunderbares Mittagsmenü am Hauptplatz (in der Fußgängerzone) im Hotel Schwarzer Adler auf uns wartete.

 

Danach ging es über die alte Brennerbundesstrasse zurück nach Tirol. Danach wartete eine absolute Premiere auf uns - mitten in einer Etappe wurden wir angehalten und darauf hingewiesen, dass unsere Strecke wegen einem Radrennen gesperrt ist und wir über Völs und Kematen ausweichen sollen, "...ihr kennt´s eich scho aus...". Öh, wir kannten uns genau betrachtet überhaupt nicht aus - uns war nur klar, dass wir südlich des Inntals in Tirol sind. Nun zur Premiere - wir haben einen sehr genauen Österreichatlas mitgehabt und genutzt!!!!! Der 5km-Umweg war mit dem Atlas letztendlich kein Problem und wir (wie alle anderen Betroffenen) haben es zur nächsten Sonderprüfung über das Haiminger Sattele geschafft.

 

Einfahrt Sonderprüfung genau um 16:18 und 9 Sekunden. Prinzipiell alles kein Problem, außer......... die Startnummer vor dir fährt, trotz 30 Sekunden Abstand, total konzentriert (aber letztendlich zeit- und planlos) genau 3 Sekunden vor dir durch den Lichtschranken. Manuela hat mich vor einem Blutrausch bewahrt, es ist sich ja eh noch knapp ausgegangen. Heimtückisch war das Ziel der Sonderprüfung. Der Lichtschranken war schon eine Kehre zuvor zu sehen, an und für sich eine glatte Sache, wenn, ja wenn es nicht sehr steil bergab gegangen wäre. Wir haben bei dieser Rallye gelernt, um wie viel schwieriger es ist, einen Lichtschranken steil berauf oder bergab zeitgerecht anzufahren.

 

Nach einem Empfang in Ötz ging es zurück nach Sölden.

 

Am Abend gab es einen schönen Empfang mit anschließendem Abendessen im Hotel Bergland. Als Krönung gab es die Zwischenergebnisse.

 

Knapper könnte es nicht sein. Drei Teams (Rath, Schiep und Soukal) lagen nur zwei Hundertstel auseinander! Dahinter Team Zwölfer mit rund 9 Zehntel Rückstand, dann wir mit weiteren 6 Hundertstel und das Team Kreil noch mal mit rund 4 Zehntel Rückstand. Dahinter wurden die Abstände schon deutlich größer.

So sah es am Samstag Abend nach einem klaren Dreikampf um die Spitze aus. Wir konnten scheinbar "nur mehr" um den 4.Platz kämpfen, aber es sollte alles noch anders kommen.....

Sonntag, 06.08.2006

Der Sonntag fing für mich fürchterlich an - Kopfschmerzen und ein flauer Magen sind keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Aufholjagd. Mein Frühstück beschränkte sich auf einen Tee (ich habe es geschafft, aus einer Packung Pfefferminztee ein Säckchen Kräutertee zu ziehen - welch Omen!!!!) und ein Semmerl.

 

Nach einem Konvoi durch das total verregnete Sölden (an dieser Stelle Dankeschön an die Handvoll ausharrenden Zuschauer!) ging es zum Start der Bergprüfung. Die Aufgabe war ein wenig "tricky". Nach einem Start (auf die Hundertstel) sollten wir 4,69 km zum ersten Lichtschranken fahren, unsere gewählte Zeit auslösen und die restlichen 4,69 km in exakt der gleichen (frei gewählten) Zeit zurücklegen. Erschwerend kam hinzu, dass die Strecke im unteren Teil einfacher zu fahren war und vor allem nicht auf 2.700m lag!

 

Die größte Angst hatten wir vor der uns unbekannten Zieldurchfahrt, vor allem ob der Horrorberichte aus dem Vorjahr, wo der dichte Nebel den Teilnehmern die Sicht raubte und auch die Besten Schwierigkeiten mit den Zeiten hatten.

Diesmal war die Sicht ok. Bei leichtem Schneetreiben sind wir gefühlsmäßig mit einer recht guten Zeit im Ziel angelangt. Nach einem Brunch am Gletscher, nein, nicht am Gletscher, im Gletscherrestaurant (sonst wären wir in 4.000 als Ötzis wieder aufgetau(ch)t), ging es hinab ins Tal zur Siegerehrung ins Hotel Bergland.

 

Die Klassenergebnisse:

KlassensiegTeam
ETeam Schiep
FTeam Rath/Meissner vor Team Nigrowics
GTeam Zwölfer vor Team Soukal

 

Und das Gesamtergebnis?

PlatzNameModelZeit
1Rath/MeissnerOpel Commodore2,81
2SchiepJaguar XK 1502,95
3NigrowicsPorsche 9123,32
4ZwölferPorsche 9113,49
5Soukal/Föderler3,62

 

Wir haben es mit der Bestzeit am Sonntag, zur eigenen Überraschung, doch noch aufs Stockerl geschafft - unsere Freude, vor allem im Hinblick auf die Gesamtwertung der Staatsmeisterschaft, wo wir weiterhin in Führung bleiben, war gewaltig.

Die Veranstaltung war durch und durch bestens organisiert und die Verpflegung hervorragend. Wir freuen uns auf das nächste Jahr (wo die Rallye noch deutlich ausgebaut werden soll), doch zunächst wartet der nächste Showdown schon in drei Wochen beim Semmering-Bergpreis auf uns - wir werden berichten....

Wolfgang Nigrowics