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Nachdem wir uns schon im August fahrerisch anspruchsvoll gezeigt haben, wollten wir das mit unserem Ausflug tief ins Niederösterreichische erneut beweisen.

Wir trafen uns um 09:00 Uhr bei der ENI-Tankstelle in der Grazer Weinzöttlstraße. Es war noch Zeit für Espresso und Panini bevor wir Richtung Norden aufbrachen. Unsere Route führte uns über Frohnleiten nach Kapfenberg, in den Thörlgraben und über den Seeberg nach Maria Zell. Hier machten wir Rast beim Pirker, hatten das rege Treiben vor der Basilika im Blick und konnten Kaffee und Kuchen genießen bevor es über den Josefsberg und Annaberg der B20 folgend nach Lilienfeld ging. Dort besuchten wir das Stift Lilienfeld, 1202 von Leopold VI. gestiftet. Die 1230 geweihte Stiftskirche ist heute die größte Kirche Niederösterreichs. Das Stift beherbergt auch den größten mittelalterlichen Kreuzgang Österreichs.

Mittäglicher Hunger machte sich zu bemerken und wir nahmen eine kurze Strecke nach Marktl unter die Räder, wo wir im „Leopold“- Unser Wirtshaus, einkehrten und  wirklich köstlich bewirtet wurden. Ein Geheimtipp, Reservierung empfohlen. Trotz aller Gemütlichkeit, das eigentliche Ziel war noch nicht erreicht. Weiter fuhren wir daher bis St. Pölten und von hier über die A1 nach Loosdorf. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung zum Renaissance-Schloss Schallaburg. Im Jahr 1242 scheint die Burg in einer Urkunde erstmal  als Feste Schala auf. Von 13. bis in das 15. Jahrhundert war sie im Besitz der Herren von Zelking. Von 1450 bis 1614 war die Schallaburg im Besitz der Herren von Losenstein. In diese Zeit fällt auch der wesentliche Ausbau der Burg zu einem Renaissanceschloss. Seit 1967 ist die Schallaburg im Besitz des Landes Niederösterreich und beherbergt ein Ausstellungszentrum, in dem jährlich große Ausstellungen stattfinden.

Wir buchten eine Führung durch die Ausstellung „Die 70er – damals war Zukunft“.

Nach einem Bummel durch den Burggarten wollten wir die Wartezeit im Restaurant im Hof der Schallaburg mit Getränken und Eis überbrücken, allein eine extrem unfreundliche Servierkraft, überfordert und präpotent (bei stolzen Preisen) hinderte uns daran. Aber der Ausstellungsshop konnte mit zeitgenössischen Getränken (Keli, Frucade) und Naschereien Abhilfe schaffen.

Die 70er waren bewegte Zeiten! Kriege von Nicaragua bis Vietnam, die Abstimmung gegen Zwentendorf und Bürgerinitiativen: Das Volk regte sich, bewegte etwas. Ob Gratis-Schulbücher, 40-Stunden-Woche oder Fristenlösung: alles Errungenschaften der 70er. Was kam? Was blieb? Sieben Ausstellungskapitel gaben – stets vor dem Hintergrund aktueller Fragen – Einblick in die ebenso bunten wie bewegten 70er. Mit dem Anspruch, die Zukunft zu gestalten, formulierten die Menschen dieses Jahrzehnts Visionen von einer besseren Welt.

Die 70er: ein Jahrzehnt des Aufbruchs, verkörpert in orangen Lampen und spacigen Plateauschuhen. Ja, die Welt wurde schriller! Im reflektierenden Licht der Discokugeln drehte sie sich zu „Saturday Night Fever“, während Nina Hagen und die Sex Pistols Skandale provozierten und Freiraum eroberten. Ein Panoptikum dieser großen Welt brachte der TV-Schirm ins Wohnzimmer, kindgerecht aufbereitet in der „Sendung mit der Maus“. Fernsehshows und Jugendkulturen erzählen von der erwachenden Konsumgesellschaft – der Alltag veränderte sich von Grund auf.

Zur gleichen Zeit begann sich die Zivilbevölkerung zu regen. Atomkraft? Nein danke! Selbstbestimmung? Ja, bitte! Man ging auf die Straße, demonstrierte für den Weltfrieden und bereitete die Basis für den modernen Sozialstaat. Antiautoritäre Erziehung! Selbstverwirklichung statt Fremdbestimmung! Bildung für alle! Welche Schlachtrufe von damals haben bis heute Gültigkeit?

Während alternative Lebensformen erkämpft wurden und sich Bewegungen, Revolte und Widerstände bildeten, waren die 70er auch eine Dekade der Krisen, der kalten und der heißen Kriege. Viele Forderungen von damals blieben weiterhin gültig und werden heute neu verhandelt: Solidarische Ökonomien, radikale Museen, reale Demokratien, offenere Grenzen – im Jahr 2016 brisanter denn je.

Die Ausstellung rief bei jedem von uns Erinnerungen wach, wenngleich uns das Thema „Mobilität“ ein wenig zu kurz kam.

Die Sonne stand schon tief als wir zu unserem nächsten Zwischenstopp, dem Lunzer See aufbrachen. Die Straße nahezu menschenleer – es ging dahin – nur von der Suche nach einer Tankstelle für einen durstigen Turbo gebremst.  Die Cabriodächer waren den ganzen Tag selbstverständlich offen und blieben es auch nach unserem Aufenthalt am Lunzer See auf der Terrasse des dortigen Seerestaurants.

Über Göstling fuhren wir nach Hieflau und Eisenerz und in schon tiefer Dunkelheit über den Präbichl. Wie schon öfter hielten wir in Traboch, um uns voneinander zu verabschieden, bevor wir über die Autobahn die heimatliche Garage ansteuerten.

Facts: rund 420 zurück gelegte Kilometer, 4 zeitgeschichtlich interessierte Porsche-Teams.

Text und Bilder: Copyright PCCA 2016