Bericht zur "1.Falkenstein Classic 2007" am 29.09.2007 oder "Finale furioso…."
Liebe Rallyefreunde!
Wie bereits vor vier Wochen angekündigt, fand letzten Samstag die 1. Falkenstein Classic Rallye statt. Irgendwie hatte ich vor dieser Rallye, die für uns den Jahresabschluss darstellen sollte, Federn. Warum? Ganz einfach, das Veranstalterteam um Franz Pintarich hatte sich zum Ziel gesetzt, eine kleine, feine und vor allem prominent besetzte Rallye zu inizieren.
Und genau das hat uns dann auch am Samstagmorgen erwartet, eine kleine, feine und vor allem prominent besetzte Rallye. Unter den Startern fanden sich unter anderem Mag. Sebastian Klackl, Ing. Werner Fessl, Peter Landrichter, Gerhard Schützl und, als Novum, Fritz Jirowsky und Ing. Gerhard Soukal als Team, um nur einige zu nennen.
Die erste Etappe führte uns von Gerasdorf, durch das Weinviertel nach Falkenstein. Auf dem Weg war eine kleine, erst bei der Fahrerbesprechung erwähnte, Überraschung vorbereitet: eine "geheime" Schnittprüfung mit sichtbarem Lichtschranken. Nun, diese Vorankündigung löste nicht nur bei uns ein wenig Verwirrung aus, bedeutete dies doch, dass wir die ganze Etappe (und es konnte sich nur um die erste Etappe handeln!) im Schnitt fahren sollten, bzw. ein wenig flotter, um bei der gelben Tafel vor dem Lichtschranken noch Korrekturen berechnen zu können.
Grau ist alle Theorie, unerbittlich hingegen die Praxis. Die "geheime" Schnittmessung fand erst nach rund 57 Kilometern in der Nähe von Zwentendorf im Weinviertel statt. Jeder erfahrene Rallyepilot weiß, dass die Kilometrierung des Veranstalters selten mit der Kilometrierung im eigenen Fahrzeug übereinstimmt. Und bevor wir unserem Belmog mit einem neuen Zahnrad die Abweichung von 1,5 %o austreiben, rechnen wir lieber mit einem Korrekturfaktor. So geschehen auch bei dieser Prüfung. Flugs unsere Kilometrierung zur Hand genommen, den vorgegebenen Schnitt in diesem Fall um 1,5%o nach unten korrigiert und schwups, schon gab es eine genaue Durchfahrtszeit, die mit Hilfe des Countdown-Timers einfach einzuhalten sein sollte. An dieser Berechnungsmethode ist ja prinzipiell nichts auszusetzen, außer dem Umstand, dass wir nach der Schnittprüfung draufgekommen sind, dass die Messzone auf 60 Meter genau im Roadbook stand, und zwar mit den vom Veranstalter vorgegebenen Kilometern. Der Lichtschranken befand sich genau in der Mitte, so betrachtet wäre es sehr einfach gewesen, aus der ja eigentlich bekannten Strecke durch den vorgegebenen Schnitt eine ganz exakte Durchfahrtszeit herauszurechnen. Fazit: unsere um den Faktor 1,5%o berechnete Zeit war um 1,81 Sekunden falsch. Umso ärgerlicher wog dieser Umstand, als sich nach der Rallye herausstellte, dass wir diesen Lichtschranken mit einer Abweichung von 1,739 Sekunden gefahren sind -> ohne Rechenfehler wären das knapp 7 Hundertstel gewesen!!!
Vom hätte und sollte hatten wir allerdings nichts. Wir haben uns, nachdem wir den Fehler realisiert hatten, nur mehr vorgenommen, die restlichen Sonderprüfungen so gut wie nur irgendwie möglich zu fahren.
Die zweite bis vierte Etappe hatte den Start jeweils in einer Kellergasse im wunderschönen Falkenstein. Die Aufgabe war jeweils den Lichtschranken zu durchfahren, danach im Abstand von 5 bzw. 4 Sekunden zwei Schläuche zu überfahren. Dann ging es ab in die Weinberge. In der zweiten Etappe sollten wir uns auf dieser rund vier Kilometer langen, sehr verwinkelten Strecke eine Zeit vorlegen, die wir in der dritten Etappe wiederholen sollten. Unser Pech war, dass wir uns beim ersten befahren dieser Strecke (also in jenem Teil der Strecke, wo wir uns selbst die Zeit vorlegen) bei einer etwas komplizierten Kreuzung von Güterwegen verfahren hatten und zurückschieben mussten. Jeder, der sich schon einmal beim Schnittfahren verfahren hat, weiß, wovon ich spreche. Totales Chaos im Fahrzeug, ich hechle der Zeit hinterher und völlig überraschend sehe ich ein Fahrzeug am rechten Straßenrand, dass sicher nicht zur Weinlese dazugehört. Ein kurzer Blick auf die aktuelle Tageszeit (ohne Zehntel und Hundertstel…) sollte uns genügen um in der dritten Etappe den gleichen "Schnitt" zu fahren.
Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig verzweifelt, so viele Schnitzer passieren uns normalerweise nicht. Was uns allerdings zufrieden stellte, war der Umstand, dass es für jedes auftauchende Problem eine Lösung gab, und wir diese Lösung auch in der richtigen Sekunde parat hatten.
In der vierten Etappe sollten unsere Probleme noch einen weitern Höhepunkt finden. Nachdem uns der Start in der Kellergasse recht gut gelungen ist, mussten wir (geheime Messung) einen 35er Schnitt fahren. Die Überraschung folgte erst in den letzen beiden Sonderprüfungen. Hier war die Aufgabe wieder sich einen Schnitt vorzulegen und in einer zweiten Runde diesen Schnitt zu wiederholen.
Unser Start in dieser SP war ein fulminanter. Manuela sagte mir die nächste Abzweigung an, in einer weiten Rechtskurve, links über eine Bücke, danach sollte die Passierkontrolle und der Start in die SP zu finden sein. Nun, da diese Kurve voll einsehbar war und gerade kein Fahrzeug entgegenkam, bin ich halt recht flott (aber natürlich innerhalb der erlaubten Höchstgeschwindigkeit!) über das Brückerl "gesprungen" und …
...nur zwanzig Meter später stand die Passierkontrolle und der Lichtschranken! Meine Bremsspur wird vermutlich noch im Frühjahr sichtbar sein!
Die vorletzte SP geriet zum Fiasko, wir schafften es uns zweimal (!!!) zu verfahren, wobei das an und für sich perfekte Roadbook die Beifahrer auf eine besondere Probe stellte. Die Herausforderung bestand darin, alle 20 bis 30 Meter abzubiegen, und das ist gar nicht so leicht, wenn der Beifahrer auch umblättern muss….
Kurz gesagt, wir haben den Lichtschranken knallhart links liegen gelassen und sind die Kellergasse in Ottenthal hinaufgefahren, solange bis Manuela doch umgeblättert hat und nur trocken meinte, eigentlich hätten wir schon längst abbiegen sollen. Adieu Schnitt, adieu Kilometrierung, nur rasch umdrehen und den Lichtschranken finden. Wir hatten das Glück, den Schranken zu sehen und wieder eine ungefähre Zeit zu haben. Auf der letzten SP haben wir dann versucht diese ungefähre Zeit zu wiederholen, was uns mit 29 Hundertstel Abweichung auch recht gut gelungen ist.
Allerdings wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir all unsere Fehler letztendlich doch recht gut korrigiert hatten. Was wir wussten war, dass wir eine Menge Fehler gemacht hatten, die Streckenführung eine echte Herausforderung war und wir beide total fertig waren!
Vor dem perfekt organisierten Abendessen führten wir noch eine Menge Gespräche. Interessant zu hören war der Umstand, dass nahezu alle Teams irgendwo auf der Strecke einen "Verhauer" hatten, manche in einer SP falsch abgebogen waren und so nie den Lichtschranken erreicht, andere bei der Wiederholung der vorgegebenen Runde falsch abgebogen sind und mehr als zwei Minuten aufgerissen hatten.
Groß war die Überraschung, als wir erfuhren, dass wir die Klassenwertung der Fahrzeuge Bj. 1965 bis 1971 vor dem Team Jirowsky/Soukal und Schützl/Baszek gewonnen hatten. Noch größer war die Überraschung allerdings, als es an die Gesamtwertung ging…
Dritter Platz: Jirowsky/Soukal auf Alfa 2000 GTV mit 8,298 Punkten
Zweiter Platz: Nigrowics/Nigrowics auf Porsche 912 mit 7,514 Punkten
Sieger: Fischer/Klackl auf Porsche 911 SC mit 5,443 Punkten
Eine schwierige Rallye mit einem erfreulichen Ergebnis zum Abschluss einer kurzen, aber sehr erfolgreichen Saison.
Gratulation an dieser Stelle an die Veranstalter der Falkenstein Classic. Nicht immer ist alles so einfach, wie es sich auf dem ersten Blick im Roadbook darstellt! Ich hoffe sehr, dass es nächstes Jahr eine 2. Falkenstein Classic geben und das Starterfeld mindestens doppelt so groß sein wird.
Nun, dass war´s für heuer. Ich wünsche allen Teilnehmern der PCCA -Night-Classic viel Erfolg und melde mich 2008 wieder mit neuen Berichten vom Rallyefahren…
Liebe Grüße
Wolfgang Nigrowics